Jetzt ham wa den Salat!

Satirische Texte und Lieder von und mit Wolfgang Reuter


Die Fabel vom Hund und den Wölfen
Es lebte einst ein Schäferhund
in Brandenburg zufrieden und
fidel – fast unvergleichlich:
Sein Futter war stets reichlich.

Ein großer Hof war sein Revier,
er prüfte und bewachte hier
im Auftrag seines Bauern
die Zäune und die Mauern.

Bei Vollmond war ihm so, als zog
(falls seine Witterung nicht trog)
ein Rudel Wölfe leise
des Nachts hier seine Kreise.

Und so geschah es irgendwann:
Ein Wolf sprach durch den Zaun ihn an.
Er rief: „Hallo, mein Lieber,
komm doch zu uns mal rüber!“

„Ich kann nicht raus!“ sprach unser Hund.
„Die hohe Mauer ist der Grund.
Ich würde gern dabei sein,
so wie ihr Wölfe frei sein.“

Doch als er eine Lücke fand,
kroch er hindurch, und er verschwand
mit lautem Freudenschreie
und Riesensatz ins Freie.

Da hörte man die Wölfe schrein:
„Willkommen, liebstes Brüderlein!“
Doch ziemlich bald vergaßen
sie ihn, sooft sie fraßen.

Ein Teil der Wölfe aber kroch
zum Bauernhof, durchs Hundeloch,
wo sich die Meute freute:
Sie machte fette Beute.

Getier gab es hier überall,
am schönsten war der Hühnerstall.
Hier konnte gierig schnappen
man allerfeinste Happen.

Und unser Hund? - Der saß allein
im Wald auf einem harten Stein.
Er fror so sehr und dachte,
was wohl sein Hüttchen machte.

Frei war er jetzt und konnte gehn,
wohin er wollte. - War das schön!
Doch war er auch leicht sauer,
so ohne Hof und Bauer.

Er dachte nach und fragte sich:
Ist Wolf-sein wirklich was für mich?
Soll ich die Freiheit kosten?
(Er lebte doch im Osten!)

Und die Moral von der Geschicht:
Moral bei Wölfen? - Gibt es nicht!
Wer sich mit Wölfen einlässt,
merkt: Besser, wenn man's sein lässt.
Wolfgang Reuter, 11. 10. 2019
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